Sydney - Harte Zeiten

Samstag, 30.04.2016

Hatte ich bei meinem letzten Post noch gehofft, dass es nur eine kurze Auszeit aufgrund meiner Krankheit geben würde, musste ich erkennen, dass nicht immer alles läuft wie geplant.

Der Flug von Melbourne nach Sydney am Mittwoch (27.04.) war für mich gar nicht erholsam. Eigentlich war der Flug nur etwa eine Stunde aber mit Transfer zum Flughafen, Check in, Kofferabgabe, Koffer wiederholen, Transfer zur Unterkunft etc. waren es dann auch wieder sehr anstrengende 6 Stunden. Ich war völlig alle als ich um 18:00 Ortszeit im Sydney Central YHA, meiner Unterkunft in Sydney, ankam. Das Hostel ist ähnlich wie das in Melbourne: Fernsehräume, Kino, Küche, usw. Alles gut soweit also.

Gott sei Dank hatte ich hier ein Einzelzimmer mit eigenem Bad vorgebucht. Meine letzten Zweifel, ob ich wirklich hätte mit meiner Grippe fliegen sollen, erübrigten sich dadurch völlig. Ich war einfach nur froh Ruhe zu haben, ein größeres Zimmer und Bett als in Melbourne und vor allem eine bequemere Matratze.

Jetzt hieß es regenerieren! Genau wie mein Cousin Jörn so schön schrieb: „Nimm Gas raus“. Das tat ich! Komplett! Leider ging das Gesundwerden nicht so wie erhofft. Es sollten noch ein paar üble Tage folgen, denn in der ersten Nacht in Sydney bekam ich richtig heftig Fieber, vermutlich aufgrund des Fluges/Stresses. Ich habe nachts die Bettdecke und meine Schlafsachen tauschen müssen, weil sie pitschnass waren. Die Gliederschmerzen waren mittlerweile trotz Schmerzmitteln so schlimm, dass ich kaum wagte mich im Bett umzudrehen. Eine schreckliche Nacht, die man ganz sicher nicht am anderen Ende der Welt erleben möchte.

Morgens (28.04.) nach dem Duschen raffte ich mich kurz auf um frisches Obst und Getränke für die nächsten Tage einzukaufen, damit ich nicht mehr so oft rausmusste. Das war schon beinah zu viel des Guten. Ich kam schweißgebadet zurück vom Supermarkt. Also wieder unter die Dusche. Neben dem Schlafen war Duschen eine meiner Hauptbeschäftigungen in den ersten Tagen in Sydney. Danach wieder ab ins Bett.

An diesem Tag gab es wirklich nur einen Lichtblick. Abends gegen 17:00 Uhr, nachdem ich den ganzen Tag gedöst, gelesen oder geschlafen hatte, raffte ich mich doch mittels mittlerweile diverser Schmerzmittel auf um Maren & einen ihrer Arbeitskollegen zu treffen. Maren ist eine gute Freundin meiner Cousine Annika, die für ein Jahr in Sydney wohnt/ arbeitet und sich liebenswerterweise bereit erklärt hat mir die Stadt ein bisschen zu zeigen. Lieben Dank nochmal an Annika für das Vermitteln ;-)

Wir trafen uns auf einen Cocktail in der O Bar, eine sich drehende Bar im 47. Stock mitten im Central Business District. Natürlich gab‘s für mich nur einen Alkoholfreien. Ich bin ja nicht wahnsinnig! Ich war ja froh die kurze Strecke zur Bushaltestelle heil überstanden zu haben. Durchgeschwitzt war ich natürlich sofort. Der Cocktail war aber trotzdem lecker (viele Vitamine) und die Bar hatte Maren super ausgesucht. So konnte ich einen ersten Überblick über die Stadt ohne viel Aufwand gewinnen. Und das auch noch bei Sonnenuntergang! Perfekt! Bis auf den kleinen Umstand, dass ich mich wie ein Häufchen Elend fühlte. Hier sah ich auch direkt zum ersten Mal die berühmte Harbor Bridge und die noch berühmtere Oper. Ein toller erster Eindruck der Stadt und vom Sydney Harbor. Es ging aber nach 1,5 Stunden wieder nach Hause. Wurde ja Zeit, dass ich mal wieder dusche und schlafe. Im Übrigen erneut mit Bettdecken- und Kleiderwechsel in der Nacht!

Sydney Harbor Bridge & Oper
 
Am nächsten Tag (Freitag 29.04.) war das Bild wieder kein Anderes. Eigentlich wollten Maren und ich an diesem Tag eine Runde durch die Stadt starten, weil sie frei hatte an dem Tag. Das musste ich aber canceln. Es ging einfach nicht. Mein Tagesablauf bestand erneut aus Duschen, Dösen, die Zimmerdecke Anstarren und Hoffen, dass es endlich besser wird. Das wurde es aber nicht. Ich konnte mich immernoch kaum bewegen. Da ich mittlerweile von Schlimmerem ausging als einer gewöhnlichen Grippe und mittlerweile 4 Tage ununterbrochen Schmerzmittel genommen hatte, raffte ich mich auf und ging zum Arzt. Wie gesagt, ich HASSE Schmerzmittel und nehme sie nur im absoluten Notfall! Ich hatte ein bisschen Angst, ob ich mir nicht auf Fiji durch einen Mosquito-Stich (der Einzige überhaupt auf Fiji) am letzten Tag nicht vielleicht Dengue-Fieber oder ein anderes tropisches Fieber geholt hatte.

Die Ärztin war sehr nett und nahm sich viel Zeit für mich. Sie nahm mir die Angst und meinte, dass es nicht besonders wahrscheinlich ist, dass es Dengue-Fieber ist und dass es auch wenn es Dengue wäre nicht weiter schlimm wäre. Sie ging von irgendeiner Virusinfektion aus, und wollte auch Dengue nicht ausschließen. Sie verschrieb mir etwas gegen allgemeine Virusinfektionen. Ich nahm es und ging wieder ins Bett. Vorher natürlich duschen ;-)

Für abends hatte Maren mich gefragt, ob ich mit ihr und 10 Arbeitskollegen mitkommen wollte zum Rugby. Das wollte ich unbedingt mal sehen auch wenn ich nicht wirklich fit dafür war. Die Arbeitskollegen waren alle, genau wie Maren, super nett. Ich fühlte mich direkt sehr wohl unter ihnen und quatschte viel mit ihnen. Lag vielleicht auch an den Schmerzmitteln ;-)
Den ersten Funken Hoffnung auf Besserung meiner Lage kam mir während des Rugby-Spiels. Denn zum ersten Mal seit Tagen hatte ich mal wieder wirklich Hunger. Also gab’s Hotdog und Chips. Es spielten die Parramatta Eels gegen die Canterbury-Bankstown Bulldogs. Ein Derby. Ich war ziemlich fasziniert vom Spiel und fand es einen superguten Einfall von Maren. Das Olympia-Stadion von 2000 (ANZ-Stadium) fasst 83.000 Besucher. Trotz Derby waren aber nur knapp 32.000 gekommen. Das wunderte mich doch etwas, zumal die Karten nur 20 australische Dollar kosteten. Wir waren für die Bulldogs (ich wurde direkt eingenordet), die aber leider kläglich vergeigten. Schade, ich hatte mich darauf gefreut ihr Lied „Who let the dogs out“ am Ende zu hören. Trotzdem war es ein schöner Abend. Die Anderen zogen noch weiter (es war ja Freitag Abend). Ich wäre liebend gern mitgekommen, aber mir ging es weiterhin nicht gut.


In der Nacht das gleiche Spiel wie in den Vorrigen: Bettdeckenwechsel und Kleidertausch weil völlig verschwitzt.


Am Samstag morgen (30.04.) ging es mir, auch weil ich besser als in den Vornächten geschlafen hatte, etwas besser. Ich wagte es die Schmerzmittel abzusetzen und mich auf die Strasse zu trauen. Endlich konnte ich, zwar sehr gemächlich aber überglücklich nicht sofort Zusammenzubrechen, Sydney angucken. Ich begann natürlich am berühmtesten Bauwerk - Der OPER!

Auch wenn mir bereits bei den vorherigen Stationen einige Leute weiß machen wollten, dass die Oper nur ein Betonklotz ist, der gar nicht so toll aussieht, kann ich das nicht bestätigen. Ich finde sie ist schon ein beeindruckendes Bauwerk und passt ganz gut in den Hafen.

Sydney Harbor Bridge & Oper & Nico

Zu Fuß ging es weiter in die Royal Botanic Gardens und zum Government House (Haus des Gouvernor of New South Wales) direkt neben der Oper. Die Gärten fand ich noch schöner als die in Melbourne. Jetzt kann ich aber verstehen, warum vielerorts die Ureinwohner sehr sauer auf ihre Kolonialherren waren. Würde mich auch sauer machen, wenn auf einmal ein Schiff angesegelt kommt und der Typ darauf sucht sich einfach das coolste Stück Land der Gegend aus und fragt nicht ob das jemandem gehört, sondern baut sich da sein Haus drauf oder noch schlimmer lässt es von den Ureinwohnern bauen. Das ist mir im Übrigen auch andernorts aufgefallen, z.B. Hawaii, wo viele Ureinwohner sich auf keinen Fall mit Amerika identifizieren wollen. Ich war da in Ecken unterwegs, wo Schilder im Garten standen: „Hawaii is not America“.

Royal Botanic Gardens

Von den Royal Botanic Gardens ging es dann zurück zum Circular Quay. Hier legen die Fähren und Schiffe an. Ein lustiges Schauspiel, weil gefühlt jede Minute ein Schiff ein- oder ausläuft.

Von hier aus ging es weiterhin zu Fuß in den angrenzenden Stadtteil The Rocks und zur Sydney Harbor Bridge. Auf der Brücke war ich sogar so fit, dass ich mir die 200 Stufen zum Pylon Lookout zutraute. Einer Aussichtsplattform in einem der 4 Grundpfeiler der Brücke, perfekt für die Aussicht auf Oper und CBD.

  Oper & rechts Circular Quay

Wieder unten war ich weiterhin guter Dinge, auch wenn ich merkte, dass ich so langsam ruhiger machen musste. Ich ging weiter bis Darling Harbor. Hier sind einige der Haupt-Touristen-Attraktionen untergebracht, wie SeaLife oder Madame Tassaud’s. Einer durfte natürlich auch nicht fehlen.

Darling Harbor

Dies ist ein schönes Viertel, aber ich verschaffte mir nur einen kurzen Überblick und weil ich nicht mehr Gehen wollte, setzte ich mich in die Fähre zurück zum Circular Quay. Das Schöne bei der Rückfahrt ist, dass man unter der Harbor Bridge durch und vorbei an der Oper fährt, so dass man diese von allen Seiten knipsen kann.

Da erst Nachmittag war und ich zwar nicht mehr laufen wollte, aber genauso wenig wie die 2 Tage zuvor im Hostelzimmer versauern wollte, nahm ich die nächste Fähre nach Manly. Ebenfalls sehr berühmt. Manly liegt im Norden von Sydney hat einen schönen Strand und einige coole Surfgeschäfte, da auch hier wiedermal die Wellenreiter zu Hause sind. Und wiedermal gefiel es mir, vielleicht gerade aufgrund dieses Umstandes und weil es etwas ruhiger war als in Sydney, besonders gut. Ich scheine Orte am Meer, an denen Wassersport bzw. Surfen, egal ob Wellenreiten oder Windsurfen, großgeschrieben wird, wirklich zu mögen.

Manly

Von Manly fuhr ich dann erneut mit der Fähre zurück zum Circular Quay. Was ein unglaublicher (geplanter ;-)) Zufall, dass gerade die Sonne unterging als wir zur Harbor Bridge und der Oper kamen.

Vom Circular Quay fuhr ich dann nur noch mit der Bahn ins Hotel. Ein fitter Nico hätte den Tag vermutlich als einen gemütlichen Tag abgetan. Ich war jedoch weiterhin noch lange nicht auf 100%, so dass ich völlig platt war und den Abend im Hostel blieb. Ich hoffe meine Gesundheit und Fitness kommt nun die nächsten Tage nach und nach zurück. Ich werde aber meine Touren meinem Zustand anpassen.