Hochs und Tiefs beim Ortswechsel nach SF - Erfahrungen

Sonntag, 03.04.2016

Erfahrungen - Das ist das was ich wollte auf dieser Reise. Und ich habe eine Menge davon in den letzten beiden Tagen sammeln können. Erfahrungen, auf die ich mich vorbereitet habe - Erfahrungen, aus denen ich lernen kann - Und Erfahrungen, die mich reicher werden lassen. So habe ich in den letzten Tagen spontane Planänderungen machen müssen, kritische Situationen durchlebt und freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen. Vom wohlbehüteten Schoße meiner Familie (Wer es noch nicht wusste, weiß es jetzt. Aus Sicherheitsgründen habe ich das vorher nicht erwähnen wollen), ging es nun alleine weiter in Richtung San Francisco. Jedoch war das direkt zu Beginn gar nicht so einfach.

Ratlosigkeit machte sich bei mir breit als ich auf einmal vorm Gate zu meinem Flug über Boston nach San Francsico saß und auf die Anzeige blickte. Über 2 Stunden verspätet sollte der Flug plötzlich erst losgehen, obwohl noch Minuten vorher alles nach einem pünktlichen Abflug aussah. Das Wetter an der Ostküste war wohl nicht besonders gut, so dass sehr viele Flüge umgeleitet wurden und verspätet waren. Wenn man bedenkt, dass ich nur 1 Stunde Aufenthalt in Boston haben sollte, konnte auch jeder Nicht-Mathematiker errechnen, dass das nicht passen würde mit dem Anschlußflug.

Da war sie also, die Situation, die ich bereits in meinem ersten Blogeintrag angesprochen hatte. Was nun? Ganz wichtig: Erstmal Ruhe bewahren! Erstmal die Leute am Schalter fragen. Die fingen auch an, mir andere Möglichkeiten rauszusuchen, da sie mir zustimmten, dass ich den Anschluß wohl nicht schaffen würde, auch wenn ich ihnen immer wieder deutlich klarmachen musste, dass sie mir meine Optionen doch bitte darlegen sollen. Eine ergab, dass ein Flug in etwa zur gleichen Zeit zum JFK gehen würde wie mein ursprünglicher Boston-Flug und von dort einer nach San Francisco. Das passte. Nun meinte der Herr am Schalter aber, da ich den Flug mit einem anderen Reiseanbieter gebucht hatte (und nicht mit Jet Blue selbst), dass dieser das umbuchen müsste, was mir direkt spanisch vorkam. Hatte ich noch nie gehört. Naja mal probieren! Nach telefonischer Rücksprache mit dem Reiseanbieter, war klar, die Fluggesellschaft ist verantwortlich wenn ich meinen Flug nicht bekomme. Ich hatte eine böse Vorahnung, dass ich die Nacht auf den äußerst bequemen Flughafensitzen verbringen würde als ich zum Schalter ging um die Lage zu klären. Erneut beharrte der Mann aber darauf, dass sie nichs machen könnten. Nachdem ich etwas deutlicher wurde und die Worte "Responsible for rebooking" und "Airline" in einem Satz verwendete und zwar freundlich aber sehr bestimmend darauf hinwies, tätigte der Herr erneut einige Anrufe. Und diesmal gelang es. Ich wurde umgebucht zum JFK und von dort nach San Francisco. Der Herr am Schalter entschuldigte sich und meinte es lag daran, dass er zuerst nicht den richtigen Ansprechpartner hatte. Nicht so schön, wenn man bedenkt, dass ich aufgrund dieses kleinen Fehlers und ohne mein leicht penetrantes Nachfragen die Nacht am Flughafen hätte verbringen müssen. Vielen Dank nochmal an Melanie! Auch wenn du mir nicht helfen konntest, so habe ich immerhin durch deine Info mehr Klarheit bekommen, wer wofür zuständig war. Also erste schwierige Situation gemeistert und cool geblieben.

Im Flieger passierte dann aber eine nette Geschichte. Der Captain hielt eine kurze Ansprache über Flugdaten und Sicherheit etc., wie sonst auch, jedoch kam er dazu aus seinem Cockpit und stellte sich direkt vorne in den Gang. Zudem kam er wohl aus dem mittleren Westen, da er häufig "Howdie" und "Folks" sagte. Er hatte wohl gute Laune oder wollte diese bei den Reisenenden erzeugen, denn die Ansprache war extrem unterhaltsam. Er erzählte von Aussentemperaturen in New York und sagte 9 Grad Celsius und wollte es in Fahrenheit umrechnen, was er augenscheinlich nicht ganz zügig hinbekam. Deshalb sagte er einfach "It's fucking cold in New York". Dann vergaß er mehr oder weniger absichtlich wohin die Reise eigentlich ging, bis die Passagiere ihn zurecht wiesen. Dann wollte er nach dem kleinen (absichtlichen) Fauxpas Respekt zurückgewinnen, in dem er sagte er sei für die US Air Force geflogen. Das war natürlich ein Elfmeter für die urpatriotischen Amis. Es gab tosenden Beifall für die Aussage. Der Flug nach New York verlief ansonsten ruhig.

In New York angekommen ging ich zum Schalter vom Abflug-Gate, da man mir noch keinen Sitzplatz für den Flug zuweisen konnte in Fort Myres. Die nette Dame hörte sich meine Geschichte sehr genau an und setzte mich aufgrund der Unannehmlichkeiten auf einen Sitz am Notausgang mit mehr Beinfreiheit. So sieht Kundenservice aus!

Im Flug selbst unterhielt ich mich ein bisschen mit einer sehr netten Dame mittleren Alters neben mir, die sich meine Pläne für San Francisco anhörte und mir nützliche Tips gab.

Auch noch erwähenswert ist, dass ein Teil dieses Eintrages auf dem Flug nach SF enstanden ist, auf dem es im Flieger WIFI gab. Hatte ich so auch noch nicht erlebt. Im Großen und Ganzen muss ich Jet Blue Airlines ein Lob aussprechen. Bis auf den ersten Mitarbeiter, der mir zunächst nicht helfen wollte oder konnte und erst mit ein wenig Druck überredet werden konnte, war der restliche Service top: W-Lan im Flieger, Kundenorientiertes Handeln, Beinfreiheit nicht nur auf den Notausgangssitzen deutlich größer als bei anderen Gesellschaften. Auch das Gepäck wurde reibungslos umgebucht.

Mit dem Shuttle Bus ging es nach der Landung in den Stadtteil Inner Richmond zur Familie Troy, bei der ich für ein paar Tage im Gästezimmer unterkommen konnte. Natürlich war ich der Letzte der weggebracht wurde. Aber das nahm ich positiv: So hatte ich eine nächtliche Stadtrundfahrt umsonst. Die Familie Troy ist super nett. Sie haben mir schon unendlich viele Tips gegeben und allein ihre Flexibilität war super, da ich ja mitten in der Nacht bei ihnen ankam. In einem Hotel hätte ich diese Tips ganz sicher nicht bekommen.


Am ersten Tag in SF (03.04.) schlief ich erstmal aus und erkundete zunächst bei einem kurzen Einkauf die nähere Umgebung. Da Sonntag war, gab es einen coolen kleinen Markt mit vielen selbstgemachten Waren und frischen Früchten und Obst direkt um die Ecke (auch ein Tip von Alex Troy).

Anschließend gings auf die erste Erkundungs-Tour. Zunächst zu den wohl berühmtesten Reihenhäusern von ganz Amerika, bekannt aus dem Vorspann von "Full House". Die Painted Ladies am Alamo Square. Eine sehr schöne Gegend.

Painted Ladies am Alamo Square

Danach ging ich zu Fuß in den Corona Haights Park um mir einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Ein Geheimtip für einen super 360 Grad Überblick über San Francisco und längst nicht so überlaufen wie die Twin Peaks, zu denen ich später am Tag noch gehen sollte.

Downtown vom Corona Haights Park

Vorher war ich aber noch in Haight Ashbury auf der Haight Street. Hier scheint die Zeit ein wenig stehengeblieben zu sein. Es ist das Hippie-Viertel der Stadt. Viele kleine Shops verkaufen Dinge aus den 70er Jahren und man sieht Unmengen von Hippies oder sonstigen Aussteigern. Überall duftet es leicht süßlich, woher das wohl kommen mag? Sehr interessantes Erlebnis, was mich zu folgendem Foto verleitete:

Be sure to wear some Flowers in your hair!

Danach ging es zu den vorher schon angesprochenen Twin Peaks. Die beiden höchsten Erhebungen im Stadtgebiet sind nicht gerade ein Geheimversteck. Hier werden die Touristen in Bussen hochgekarrt bzw. kommen mit dem Auto. Ich selbst lief den Weg hoch, so war das Erlebnis oben zu stehen viel schöner. Hier sah ich auch zum ersten Mal weit hinten in Natura "The Bridge" - Bereist von fern ein imposantes und monumentales Bauwerk. Ich merkte auch nach einem halben Tag herumlaufen, dass die Stadt nicht gerade Friesland ist. Es geht ständig rauf und runter.

Da ich noch Zeit hatte und mein Programm für den ersten Tag schon recht ordentlich war, fuhr ich spontan zum Fishermens Wharf und den angrenzenden Vierteln und machte mich schon mal ein wenig schlau. Dies ist das Haupt-Touristenviertel der Stadt und reativ schön aufgemacht. Mit vielen Piers und Strassenmusikern und allerlei Shops.

Für den ersten Tag sollte das erstmal ausreichen. Ich war über 14 km zu Fuß unterwegs gewesen, kann aber bereits jetzt verstehen warum einige Leute diese Stadt so lieben.