Berichte von 09/2017

Finally home again - With something to think about

Freitag, 08.09.2017

Ich bin inzwischen wieder heile zu Hause angekommen. Aber der Reihe nach. Die letzten 2,5 Tage meiner Mittelmeer-Tour waren herrlich zum Entspannen. Das kleine Dorf Sigri wurde mir immer sympathischer und blieb es auch bis zum Schluß. Ich hab es richtig ins Herz geschlossen.

Der Wind war in den letzten Tagen leider nicht mehr so stark wie in den ersten Tagen, aber dennoch bin ich beim Surfen noch ein paar mal ins Gleiten gekommen. Alles in Allem habe ich in der Woche an meiner Technik Einiges verbessern können.

Ich habe das Surfcamp sehr genossen. Den letzten Abend verbrachte ich mit Anna und Kathlin und einer guten Flasche Wein, die ich von der Besitzerin meines Apartments geschenkt bekommen hatte. Sehr nett! Die beiden Mädels hatte ich im Surfcenter kennengelernt. Sie waren mit mir am letzten Tag die einzigen Surfgäste, da Gisela bereits abgereist war. Wir gingen ein bisschen an den Strand und hatten einen schönen letzten Abend.

Am 6.9. fuhr ich dann, nachdem ich mich von Marcel, Martina und Jan vom Surfcenter verabschiedet hatte, zurück nach Mytilini und bestieg dort abends die Fähre nach Athen.

Und hier kam ich nochmals ordentlich ins Grübeln. Am Hafen wimmelte es von Zollbeamten, Personenkontrollen wurden durchgeführt und LKWs durchsucht. Mir wurde bewusst, wo ich gerade stand und das hatte es in sich. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. An dieser Stelle sind seit 2015 die meisten Flüchtlinge in die EU eingereist. Hier spielten sich die Dramen um die untergehenden Flüchtlingsboote ab. In Hochzeiten kamen bis zu 30.000 Flüchtlinge in der Woche hier an. Seit dem Abkommen mit der Türkei hat sich dies aber extrem beruhigt. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich keine Flüchtlinge gesehen hatte auf der Hinreise. Die wenigen Flüchtlinge, die auf Lesbos nun noch ankommen, dürfen nicht mehr weiterreisen. In aller Regel werden sie aber bereits in Türkei gestoppt. Sie verbleiben, wenn sie es bis nach Lesbos schaffen, in einem Wartelager in Moria auf der Insel und erst wenn ihrem Asylantrag zugestimmt wird, dürfen sie weiter reisen, andernfalls werden sie zurück in die Türkei gebracht.  

Und vereinzelt betraten tatsächlich wenige glückliche und aufgeregte Flüchtlinge das Schiff. Es waren hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern aber auch viele einzelne junge Männer, die mit mir die Fähre bestiegen. Viele gingen ans Ende des Schiffs, wo ich auch begriff, warum sie sich so freuten. Viele machten Selfies mit der Türkei im Hintergrund. Ihrem Asylantrag wurde zugestimmt. Sie dürfen also weiterreisen, deshalb die Freude. Sie hoffen nun auf ein besseres und vor allem „sicheres“ Leben in Europa. Ich wünsche ihnen, dass sie den Frieden bekommen, den sie sich hier erhoffen. Das war nochmal harter Stoff für den letzten Tag meiner Reise.

Ich weiß nicht, ob wir mit den jetzigen Regeln alles richtig machen und kann das auch gar nicht recht beurteilen, aber eins weiß ich: Einen Ort wie Lesbos aus dem Gedächtnis zu streichen, die Augen verschließen und so zu tun als gäbe es ihn nicht ist falsch! Vor allem wünsche ich den Bewohnern, dass wieder mehr Touristen kommen, denn Lesbos ist wirklich schön zum Urlaub machen und die Bewohner sind mit denen auf Fiji so ziemlich das Freundlichste was ich je erlebt habe. Zudem ist es sehr günstig hier und bis auf die vielen Zollbeamten am Hafen und die vereinzelten Flüchtlinge auf der Fähre herrscht wieder absolut Normalzustand. Also definitiv eine Reise wert und preislich gesehen sogar ein absoluter Geheimtipp.

Ansonsten verlief die Rückfahrt auf der Fähre nach Athen und der anschließende Flug nach Düsseldorf ruhig.

Ich bin nun wieder zu Hause und dass, was ich mir von dieser Reise erhofft habe, ist eingetreten. Ich habe wieder mehr zu mir selbst gefunden und durfte tolle Orte und Leute kennenlernen. Die Leichtigkeit ist ein Stück weit zurückgekehrt. Mal schauen wie lange es diesmal hält. Ich konnte mein Tempo gehen, was mal extrem schnell und mal extrem langsam sein kann. Herrlich!

Rom und Athen - Die beiden Städte wollte ich schon sehr lange besichtigen und es ging ein Traum in Erfüllung. Besonders Collosseum und Akropolis haben mich sehr beeindruckt. Es war schön abends im Sonnenuntergang an diesen Monumenten zu sitzen und einfach den Ausblick zu genießen. Gelernt über die europäische Kultur habe ich auch eine ganze Menge. Die Pompeji-Tour war zum Beispiel wahnsinnig interessant.

St. Tropez - Unsere Revival-Tour war wie jedes Jahr einfach unglaublich witzig und dieses Jahr auch noch in einer Hammer coolen Location. Mal schauen wo es uns nächste Jahr hinverschlägt. Ich freue mich auf jeden Fall schon drauf.

Sigri - Das kleine griechische Fischerdorf mitten im Nirgendwo. Hier habe ich mich sauwohl gefühlt und es mag sogar sein, dass ich irgendwann zurück komme, da die Surfbedingungen auch unglaublich gut sind und vor allem nicht touristisch überlaufen. Hier kann man wirklich Ruhe und Frieden finden. Zudem freue ich mich, dass ich den netten Menschen auf Lesbos zumindest ein bisschen helfen konnte wieder zurück in ein normales Leben zu kommen (nach Flüchtlingskrise und zusätzlich noch einem Erdbeben dieses Jahr).

Ich konnte an allen Orten sehr viel Sonne tanken und hatte eigentlich nicht einen Regentag dabei.

"Reisen macht dich reich - ganz egal was es kostet!" - Erneut kann ich den Satz voll und ganz unterschreiben!

Enjoy Life

Nico

Middle of Nowhere - Sigri

Sonntag, 03.09.2017

Den 29.8. verbrachte ich tagsüber noch in Athen. Hauptsächlich schlief ich aus und chillte im Nationalgarten hinter dem Nationalparlament. Wie geplant betrat ich dann am Abend des 29.8. die Fähre, die mich nach Mytilene auf Lesbos bringen sollte. Die Effektivität, die beim Einsteigen/ Einfahren der Autos an den Tag gelegt wurde, ließ mich schmunzeln. In Deutschland hätte es vermutlich eine Wartespur für Personen, die einsteigen, eine weitere Spur für Aussteigende und das gleiche auch für die Autos gegeben. Nicht so in Athen. 2 stets bemühte Ordner mit ihren Trillerpfeifen ließen zwar erst die Leute und Autos von der Fähre, aber das war es dann auch an Planung. Die zum Einstieg wartenden Personen standen sowohl denen, die aussteigen wollten als auch den einfahrenden Autos und LKWs absolut im Weg. Mit anderen Worten: Das völlige Chaos. Aber das legte sich als ich auf der Fähre war.

Hier war alles gut organisiert. Ich bekam sofort eine Kabine mit Bad, wie ich gebucht hatte. So konnte ich auf der Nachtfahrt ein bisschen schlafen, wobei das nicht so gut hingehauen hat, da wir sehr viel Wind hatten und dementsprechend viel Seegang. Zudem gab es 2 Zwischenstationen, die auch bei Nacht über die Lautsprecher durchgesagt wurden, so dass man unweigerlich wach wurde. Naja, ein paar Stunden dösen sollten reichen. Es war aber schön aus dem abendlichen Athen auszulaufen und die Lichter der Stadt vom Meer aus zu sehen. Die Akropolis konnte man auch in weiter Ferne erkennen. Sehr schön. Alles in allem mal eine willkommene Abwechslung anstatt einen Flug zu buchen.

Am nächsten Morgen kam ich etwas übermüdet auf Lesbos in Mytilene an. Es sollte jemand mit einem Schild auf mich warten, so dass ich meinen Mietwagen bekomme. Es wartete natürlich niemand. Ich hatte mir aber die Nummer geben lassen und rief dort an. Nachdem sie mich zu ihrem Büro gelotst hatten, stellte sich heraus, dass sie mich trotz Buchungsbestätigung nicht auf ihrer Liste hatten. Und Autos wären auch nicht mehr da. War ja mal wieder klar. Nach einigen Minuten organisierten sie mir aber doch noch einen kleinen blauen Hyundai und nach der professionellen Scheibenreinigung mit Zeitungspapier konnte es losgehen. Trotz allem muss ich sagen, dass mich die Mitarbeiterin unglaublich herzlich betreut hat. Sie hat mir sogar die Insel komplett erklärt und was es für Sehenswürdigkeiten gibt und obendrein auch noch ihre Handynummer gegeben, um mich bei Problemen melden zu können. Das ist Kundenservice und das am letzten Zipfel Griechenlands. Sehr sehr freundlich und persönlicher Service, dachte ich.

Das gleiche passierte mir im Übrigen auch in der nebenliegenden Apotheke, wo ich Sonnencreme kaufte. Der nette Apotheker nahm sich unheimlich viel Zeit mir zu erklären, warum er lieber diese statt der Standard-Nivea-Creme empfehle (obwohl billiger!). Auch er gab mir seine Handynummer mit, falls ich Probleme hätte oder sonst etwas bräuchte.

 

Und RUMPS! Nach 2 Stunden Fahrt durch eine karge aber interessante Landschaft mit vielen Bergen stand ich auf einmal mitten im Nirgendwo – Sigri. Es wird auch „the most remote tourist destination in Greece“ genannt. Das genaue Gegenteil von meinen vorigen Stationen. So hatte ich das geplant, nach der ganzen Kultur-Großstadt-Action, jetzt Erholung am Meer und Sport.

 Sigri vom Strand aus

Dass ich tatsächlich mitten im Nirgendwo war, wurde mir bei der 2. Runde durch den 300-Seelen-Ort bei der Suche meines Apartments klar. Kein Schild und nichts wies darauf hin. Bei der 3. Runde reichte es mir und ich fragte in einem Lokal nach. 

Und wieder - Statt unaufgeschlossenen Einheimischen, die mit Fremden nicht viel zu tun haben wollen, bekam ich das genaue Gegenteil zu Gesicht. Die Männer, die ich gefragt hatte, konnten es mir nicht genau erklären. Sie gingen aber nach hinten und holten eine alte Dame, die mich doch tatsächlich durch den gesamten Ort bis zum Apartment begleitete. Unglaublich wie herzlich und unendlich freundlich! Sie verabschiedete sich sogar auf englisch mit „You are very welcome“! Das gefiel mir sehr und ich glaube das war ernst gemeint, da die Touristen auch im Moment noch zum Großteil ausbleiben. Nur zur Info: Ich habe keinen einzigen Flüchtling getroffen auf dem Weg! Ich war sogar etwas irritiert, da ich es in Rom und Athen meist mit nicht sonderlich freundlichen bzw. sogar mürrischen Menschen zu tun hatte. Aber hier ist es herrlich, freundlich, einfach, unkompliziert! Ein kleines traditionelles griechisches Dorf eben.

Nachdem ich es mir in meinem kleinen und sehr einfachen Apartment mit kleiner Kochnische und Bad und vor allem Wahnsinnsausblick aufs Meer zurecht gemacht hatte, fuhr ich noch zum Sigri Surf Center.

Sigri von der Surfstation aus

Der Wind war so gut, dass es mich nicht mehr hielt und ich bereits einen Tag früher als geplant aufs Brett kam. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappte es aber für das erste Mal seit 2 Jahren wieder recht gut. Sogar Wasserstart klappte 2-3 Mal. Aufgrund des wenigen Schlafes, war ich aber schnell platt.

Abends genoss ich bei selbstgekochtem Essen (endlich wieder!) den Sonnenuntergang von meinem Balkon mit direktem Meerblick. Sensationell, ich konnte sogar einige Fischer in ihren winzigen Böötchen beim abendlichen Rausfahren beobachten ohne Verkehrslärm im Hintergrund. Nur das Rauschen des Meeres! Wow, so hatte ich mir das gewünscht! Zufrieden und glücklich viel ich erschöpft ins Bett.

Die nächsten Tage fand mein Surfcamp statt. Mein Lehrer Jan war ein richtig cooler Typ, studiert Medizin und macht den Surflehrer nebenbei in den Semesterferien, wenn er kann.

Das Camp ist super gechillt, vor allem auch weil wir nur 2 Teilnehmer sind: Gisela, eine etwas ältere Dame, die ungefähr auf meinem Niveau surft, und ich. So ist das Training sehr effektiv und Jan kann gut auf uns eingehen. Meist lief es so, dass er uns die Übungen erst trocken am Simulator gezeigt hat und wir dann versucht haben das Ganze im Wasser umzusetzen. Ich glaube Fortschritte sind deutlich erkennbar bei mir. Vor allem das Üben der Technik bei wenig Wind hat mir vermutlich sehr viel gebracht, wobei mir das Gleiten bei Starkwind natürlich besser gefiel.

Das Surf-Center ist sehr schön aufgemacht und die Besitzer Marcel und seine Frau Martina sehr nett. Man fühlt sich wie bei Freunden. So gingen wir auch alle zusammen Freitags abends in einem Restaurant im Dorf Chicken essen.

Die ersten beiden Tage war der Wind sehr gut vor allem zum Heizen, an den nächsten beiden eher weniger, aber dafür haben wir dort sehr viel Technik geübt, so dass ich mich bei Manövern deutlich verbessern konnte. Das war sehr gut.

Am Sonntag dem 3.8. war so wenig Wind, dass es sich nicht lohnte aufs Wasser zu gehen. Deshalb fuhr ich in das etwas touristischere Skala Erresos. Ebenfalls ein kleiner Küstenort, der berühmt ist unter den Hippies und Lesben und auch sonst deutlich mehr Touristen anzieht. Mir gefällt Sigri aber um Längen besser, weil es wirklich noch ein authentisches Fischerdörfchen ist mit wirklich sehr wenig Touristen und sehr viel Charme. Vor allem abends ist es so wunderbar ruhig und friedlich.

Abends am Strand von Sigri

Allerdings muss man ehrlicherweise sagen, dass man auch hier die andere Seite von Griechenland sehen kann. Es zeigt sich zum Teil natürlich auch hier, dass es den Griechen nicht wirklich gut geht, da gibt es nichts zu beschönigen (siehe Foto).

Trotzdem würde ich Sigri als absoluten Geheimtip nennen, wenn man Ruhe und Frieden im Urlaub sucht und auf gute und günstige Küche mit viel frischem Fisch Wert legt. Zudem hat es sogar 3 touristische Highlights: Eine alte Burg/Festung, die allerdings gesperrt ist (wegen Einbruchgefahr), einen sichelförmigen Sandstrand mit Duschen und kleinem Volleyballfeld und ein recht neues Museum über den "versteinerten Wald" (Unesco Weltkulturerbe). Man grüßt sich hier außerdem auf der Strasse (selbst ich werde nach ein paar Tagen schon erkannt von den Einheimischen) und Diebstahl gibt es wohl auch kaum, weil die Besucherzahl doch sehr überschaubar ist. 

Nachdem ich Skala Eressos also besichtigt hatte, fuhr ich auf dem Rückweg noch an einem Kloster in der Nähe vorbei, dass auf einem sehr hohen Berg liegt. Von da hatte ich einen super Rundumblick. Das Kloster wird wohl tatsächlich sogar noch bewirtschaftet. Es hatte eine kleine aber recht pompöse Kapelle und man traf auch auf Mönche.

Zuletzt fuhr ich noch auf einer nicht ganz einfach zu befahrenden Schotterpiste noch tiefer ins Nirgendwo als ich eh schon war – Zum Tsichlionta Beach. Hier entspannte ich am Nachmittag bzw. Abend. An dem schönen breiten Strand waren ca. 6 andere Besucher.

Ein Teil der schwierig zu befahrenden Schotterpiste

Lustigerweise traf ich hier (wirklich mitten im Niemandsland) ein norwegisches älteres super nettes Päärchen, die im Nebenappartment direkt neben meinem wohnen. Sie waren an den Vorabenden während wir auf dem Balkon saßen schon immer sehr nett und ich unterhielt mich gerne und viel mit ihnen.

Jetzt bleiben mir noch 2,5 Tage und ich hoffe auf viel Wind in den letzten Tagen. Anschließend werde ich leider schon meine Heimreise antreten müssen. Es geht erneut mit der Nachtfähre nach Athen und dann direkt mit dem Flugzeug zurück nach Düsseldorf.